Hormon oder kein Hormon ?
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Diese Frage stellen sich viele Haustierbesitzer. Grundsätzlich werden bei einer Kastration die Keimdrüsen (Eierstöcke oder Hoden als Bildungsstätte für Sexualhormone) entfernt, währenddessen bei einer Sterilisation nur die jeweiligen „Transportwege“ (Ei- oder Samenleiter) abgebunden werden. Daher wird in der Tiermedizin in der Regel eine Kastration durchgeführt, egal ob männlich oder weiblich.
Bei Katzen ist die Beantwortung der Frage, ob eine Kastration durchgeführt werden soll oder nicht, sehr schnell zu beantworten: Aufgrund der sogenannten „Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen“ im Kreis Paderborn sind: „alle Katzenhalter/innen, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, verpflichtet, diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Dies gilt für alle Katzen ab einem Alter von 5 Monaten. Als Katzenhalter/in im vorstehenden Sinne gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt.“ (Stadtverordung Paderborn § 5, Abs. 4).
Bei Hunden bleibt es dem Tierbesitzer selbst überlassen, über eine Kastration zu entscheiden. Jedoch sollte eine derartige Operation nie leichtfertig vorgenommen werden. Man muss sich bewusst sein, dass es sich dabei um einen operativen Eingriff unter Vollnarkose handelt, und eine Narkose auch heutzutage noch ein gewisses Risiko birgt, wenn auch ein geringes.
Dass ein Rüde mit Erziehungsproblemen allein durch die Kastration umgänglicher wird, ist meist eher der Wunschgedanke vieler Besitzer. Denn durch diesen Eingriff werden nur die Verhaltensweisen verändert, die durch Hormone beeinflusst werden (z.B. das berühmte „Machoverhalten“). Bei vielen anderen Verhaltensweisen hilft häufig nur eine richtige und konsequente Erziehung.
Bei Hündinnen gibt es neben der Gefahr der Trächtigkeit, noch folgende Gründe über eine Kastration nachzudenken:
Tumorbildung
Die Hälfte aller unkastrierten Hündinnen weisen ab einem Alter von 10 Jahren Tumore in der Gesäugeleiste auf. Wird eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, erkrankt sie zu 98 % nicht mehr an Brustkrebs. Bei einer Kastration zwischen erster und zweiter Läufigkeit erkranken noch ca. 75% der Hündinnen nicht an Gesäugekrebs. Nach der zweiten Läufigkeit hat die Kastration praktisch kaum noch Einfluss auf die Entstehung von Mamatumoren. Dann ist das Brustkrebsrisiko nahezu identisch mit nichtkastrierten Hündinnen.
Diabetes mellitus
Ähnlich dem menschlichen Schwangerschaftsdiabetes kann sich bei Hündinnen unter dem Einfluss des Sexualhormons Progesteron sowohl während der Trächtigkeit als auch während der halbjährlichen Läufigkeit ein Diabetes entwickeln. Daher tritt diese Krankheit deutlich häufiger bei unkastrierten Hündinnen auf.
Scheinträchtigkeit
Alle unkastrierten Hündinnen durchleben nach jeder Läufigkeit, mal mehr mal weniger stark, eine ca. 60 Tage andauernde Scheinträchtigkeit. Dabei schwellen die Milchdrüsenkomplexe unterschiedlich stark an und produzieren häufig Milch. Das sind grundsätzlich völlig normale und natürliche Abläufe, die aus der früheren Zeit der Wölfe stammen. Untergeordnete Tiere halfen so im Rudel bei der Aufzucht der von der Leitwölfin geworfenen Welpen. Häufig sind die Hunde dabei jedoch gereizt, bauen „Nester“ oder verweigern die Futteraufnahme. Auch die darauf folgende Entzündung der Milchdrüsen ist sehr schmerzhaft und bedarf medikamenteller Behandlung.